Für eine institutionell geförderte Erlernung und Perfektionierung mehrerer (abgeprüfter) Fremdsprachen

In dem jüngst von dem Sprachwissenschaftler Professor Dr. Thomas Tinnefeld zusammen mit seinem Kollegen Dr. A. Flavio Albertini (Univerität Florenz) in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift „Beiträge zur Fremdsprachenforschung“ (Heft 49 (2010), 3-15) veröffentlichten Artikel „Englisch plus X – für eine nachhaltige, institutionalisierte Mehrsprachigkeit in Europa“[1] betonen die Autoren die erhebliche Bedeutung der Vermittlung mindestens zweier Fremdsprachen, also des Englischen und des Französischen oder Spanischen. In einer Zeit, in der die Erlernung selbst asiatischer Sprachen immer mehr ins Blickfeld gerät, kann die alleinige, (relativ) gute Beherrschung des Englischen nicht mehr hinreichend sein. Die zusätzliche Beherrschung einer zweiten Fremdsprache auf hohem Niveau ist vielmehr unerlässlich. Die Fremdsprachenausbildung sollte daher in der Grundschule - noch besser, im Kindergarten - regelhaft beginnen, die gesamte Schulzeit durchziehen und auch auf Hochschulebene nicht enden. So heißt es in dem Artikel beispielsweise:

Die Universität hat gemäß dem von uns vorgestellten Modell die Aufgabe, die von den Studierenden in ihrer Schulzeit erlernten Fremdsprachen zu vertiefen und weiter zu festigen. Neue Fremdsprachen könnten zwar durchaus hinzukommen, jedoch bestünde dafür keine zwingende Notwendigkeit. So sollte jeder Studierende mindestens zwei der von ihm an der Schule erlernten Fremdsprachen im Wahlpflichtbereich eines jeden Studienganges fortzuführen haben. Auf diese Weise könnten die Absolventen aller Fachrichtungen zumindest im Englischen und einer weiteren Fremdsprache mehr oder weniger fließend kommunizieren. (12).

Dies bedeutet für die Hochschulen nicht zuletzt, dass Fremdsprachen in allen Studiengängen – ob Wirtschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, den Technischen Wissenschaften oder den Lehramtsstudiengängen, um hier nur einige Beispiele zu nennen – eine prominente Stellung einnehmen sollten. Fremdsprachen sind dabei - als systematisch angelegte Fremdsprachenlehrveranstaltungen - im Pflicht- oder zumindest im Wahlpflichtbereich der Studiengänge anzusiedeln. Dies gilt auch für solche Studiengänge, deren Veranstaltungen gänzlich auf Englisch angeboten werden. Die Ansiedlung der Fremdsprachen im Wahlpflichtbereich sollte dabei so gestaltet sein, dass in den zur Wahl stehenden Fächern nur Sprachen mit Sprachen konkurrieren - und dies auf hohem Niveau - und dass Fremdsprachen andererseits zum – abgeprüften (!) – Fächerkanon gehören : Eine Vorhaltung von Fremdsprachenangeboten lediglich auf der Basis der Freiwilligkeit ist in diesem Kontext mehr oder minder wertlos, da ein solches, freiwilliges Angebot von den Studierenden kaum genützt würde.

Hochschulen, die sich den aktuellen Anforderungen stellen und auf der Höhe der Zeit agieren wollen, sollten diese Vorgaben unbedingt erfüllen. Diejenigen, die von einer solch modernen Hochschulpolitik am meisten profitieren, sind letztlich die Studierenden, denen auf diese Weise die bestmögliche Ausbildung und somit auch bestmögliche Berufschancen zuteil werden – ein Faktum, das die Attraktivität der entsprechenden Hochschulen seinerseits steigert.

Die Redaktion